In Schwan­dorf wird das für sie beson­ders schwer

Am Wochen­ende wurde in den Medien über ein Stra­te­gie­pa­pier von SPD-Vize Olaf Scholz berich­tet, der vor­schlägt, die AfD nun inhalt­lich zu atta­ckie­ren. Nach den kata­stro­pha­len Umfra­ge­wer­ten der letz­ten Monate mag eine Rich­tungs­än­de­rung not­wen­dig sein, es wäre aller­dings eine sen­sa­tio­nelle Kehrt­wende – Zwei­fel sind ange­bracht, ob diese gelin­gen kann.

Gele­gen­heit hätte die SPD gehabt, sich inhalt­lich mit unse­rer Schwan­dor­fer Vor­trags­ver­an­stal­tung „Gutes Geld für freie Men­schen“ mit Peter Boeh­rin­ger aus­ein­an­der­zu­set­zen. Allein die Gegen­kund­ge­bung des soge­nann­ten „Bünd­nis­ses gegen Rechts­ex­tre­mis­mus“ – getra­gen von den Par­teien Linke, Grüne, SPD, sowie Links­ex­tre­mis­ten der Antifa, die anschlie­ßend die Zufahrt zur Gast­stätte zu blo­ckie­ren ver­such­ten –, also die Gegen­kund­ge­bung mit Betei­li­gung des Schwan­dor­fer Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den Franz Schind­ler (SPD) nahm das Thema der AfD-Veranstaltung gar nicht zur Kennt­nis, son­dern machte gegen ein Phan­tom mobil (Zitat Schind­ler laut Mit­tel­baye­ri­scher Zei­tung: man könne die AfD „nicht als rechts­ex­treme Par­tei“ betrach­ten. – Unnö­tig, das zu beto­nen, aber wo er recht hat, hat er recht. Was er dann aber mit dem „Bünd­nis gegen Rechts­ex­tre­mis­mus“ gegen die AfD will, bleibt sein Geheimnis).

Ange­sichts des Dru­ckes und der Dro­hun­gen gegen die Gast­stätte, die die AfD-Veranstaltung beher­bergte (wir berich­te­ten), haben wir uns erlaubt, den an der Gegen­kund­ge­bung teil­neh­men­den Stadt­rä­ten Franz Schind­ler (SPD) und Marion Juniec-Möller (Die Grü­nen) ein paar Fra­gen zu stel­len (siehe hier), nicht nur den Druck auf die Gast­stätte betref­fend, son­dern – ganz im Sinne des SPD-Parteivizes Scholz und sei­ner neuen Stra­te­gie – auch in Bezug auf die man­gelnde demo­kra­ti­sche Kul­tur, Gegen­kund­ge­bun­gen ohne the­ma­ti­schen Bezug abzu­hal­ten und statt­des­sen nur den poli­ti­schen Geg­ner zu dif­fa­mie­ren. Wir bedan­ken uns bei Herrn Schind­ler für den anschlie­ßen­den Ver­such, sich mit der AfD aus­ein­an­der­zu­set­zen und geben hier seine Ant­wort wider:

„Zwar bin ich Ihnen keine Rechen­schaft schul­dig, doch bestä­tige ich gerne, dass ich am 22.04.2016 an einer Kund­ge­bung gegen eine AfD-Veranstaltung in Schwan­dorf teil­ge­nom­men habe.
Als Grün­dungs­mit­glied des Schwan­dor­fer Bünd­nis­ses gegen Rechts­ex­tre­mis­mus werde ich mich auch wei­ter­hin an ent­spre­chen­den Aktio­nen betei­li­gen.
Ich habe auf den Betrei­ber der Gast­stätte, in dem die AfD-Veranstaltung statt­ge­fun­den hat, kei­ner­lei Druck aus­ge­übt und sehe keine Ver­an­las­sung, mich von Aktio­nen ande­rer zu dis­tan­zie­ren, mit denen ich nichts zu tun habe.
Ihre Sorge um das demo­kra­ti­sche Klima in unse­rem Land halte ich ange­sichts der Hetz­ti­ra­den füh­ren­der Mit­glie­der Ihrer Par­tei für scheinheilig.“

Lei­der ist der Frak­ti­ons­vor­sit­zende der Schwan­dor­fer SPD den Fra­gen genauso aus­ge­wi­chen wie damals die Gegen­ver­an­stal­tung dem Thema des AfD-Vortrages. Wir ver­su­chen noch, von Herrn Schind­ler das eine oder andere Bei­spiel für angeb­li­che Hetz­ti­ra­den füh­ren­der Mit­glie­der der AfD genannt zu bekom­men, damit wir ver­ste­hen, was er damit meint und das gege­be­nen­falls klä­ren können.

Alles in allem machen wir uns jedoch nach unse­ren Erfah­run­gen wenig Hoff­nung auf die Fähig­keit der SPD, die neue Stra­te­gie umzu­set­zen und sich mit der AfD inhalt­lich aus­ein­an­der­zu­set­zen. Zum einen ist es tief im sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Selbst­ver­ständ­nis ver­an­kert, sowieso auf der rich­ti­gen – näm­lich der lin­ken und damit gerech­ten – Seite zu ste­hen und daher über­haupt keine inhalt­li­che Aus­ein­an­der­set­zung nötig zu haben. Zum ande­ren gehört zu die­ser Welt­sicht auch ein ganz gro­ßes Miss­trauen gegen jeg­li­che Form des Wett­be­werbs, der ja selbst­ver­ständ­lich in ers­ter Linie unge­recht ist und unbe­dingt vom Staat in enge Schran­ken ver­wie­sen wer­den muss, damit man ihn eini­ger­ma­ßen ertra­gen kann. Soll man das beim demo­kra­ti­schen Wett­be­werb anders sehen, zumal wenn er so unge­recht gegen die SPD ist? So rich­tig böse kann man da auch der Antifa nicht sein, macht sie doch immer­hin die Drecks­ar­beit, so dass man sich selbst in der Rolle des Sau­ber­manns dar­stel­len kann. Ein gera­des Wort, dass es eine Saue­rei ist, wenn Wirte bedroht wer­den und die grund­ge­setz­lich ver­an­kerte Mei­nungs– und Ver­samm­lungs­frei­heit unter­mi­niert wird, egal wen es betrifft? – Nicht doch unter die­sen Umstän­den von der SPD!

Nein, eine inhalt­li­che Aus­ein­an­der­set­zung ist von der SPD nicht zu erwar­ten, viel­mehr ein Ein­gra­ben in den eige­nen Wolken-Kuckucksheimphantasien und deren hart­nä­cki­ges Ver­tei­di­gen gegen Rea­li­tä­ten. Und die Ent­wick­lung zur dritt­stärks­ten poli­ti­schen Kraft in Deutsch­land (von Bay­ern reden wir da jetzt bes­ser nicht).