Der G20 Gipfel und die Gewalt der Linken ist für die meisten schon wieder abgehakt. Anbei ein empfehlenswerter Kommentar von Anabel Schunke, mit einem Blick auf eher grundsätzliche Aspekte:

„In den Tagesthemen kam man natürlich gestern nicht umher, ein paar Demonstranten in Hamburg zum G20-Gipfel zu interviewen. Denn während man den „Pegidioten“ oder an sich jeden, der sich irgendwie kritisch zu Islam und Einwanderung äußert, nicht blöd genug darstellen kann, indem man stets zielsicher die absolute Flitzpiepen herausgreift und deren Aussagen noch mit „kritischen“ Kommentaren à la betreutes Denken versieht, räumt man den tanzenden Waldorfschülern, die momentan in HH auf die Straße gehen, um, wie sie selbst sagen, „gegen die Mächtigen“ und den bösen bösen Raubtier-Kapitalismus zu demonstrieren, geflissentlich eine Plattform ein.

„Wir sind hier, um für eine bessere Welt zu demonstrieren.“, hört man da etwa eine Frau, die sicherlich Dörte heißt, in die Kamera sagen und möchte augenblicklich in den Fernseher brechen. So so Dörte (ich nenne sie jetzt einfach so), für eine bessere Welt bist du also hier. Na das kann man ja nur gut finden. Wer ist auch schon für eine schlechtere Welt? Für Krieg, das Waldsterben oder Angela Merkel als Kanzlerin? Richtig. Niemand. Insofern kann sich Dörte auch hier, genauso wie bei den vielen „Demos gegen Rechts“, auf denen sie in der Vergangenheit mit 500 Leuten gegen drei waschechte oder auch erfundene Nazis aufgelaufen ist, mal wieder so richtig in ihrem Gratismut suhlen und sich so fühlen, als hätte sie ernsthaft einen Beitrag für dieses Land und eine „bessere Welt“ geleistet.

Aber Dörte, gerade WEIL wir spätestens seit der ersten Miss-America-Wahl ganz verrückt nach diesem Weltfrieden-Gelaber sind, sollte man sich bewusst machen, was wirklich zu einer „besseren Welt“ beitragen kann. Hierfür müsste man zu allererst jedoch einmal über den Tellerrand seiner linken Bionade-WG schauen, „Das Kapital“ von Karl Marx fix die Toilette herunterspülen und stattdessen mal etwas Vernünftiges wie Adam Smith, Ludwig von Mises, Hayek oder Friedman lesen. Und wer zur Theorie noch ein paar Fakten braucht, ist u.a. bei Johan Norberg gut bedient.

Denn wie kriegt man das nun hin mit der „besseren Welt“? Durch Demonstrationen gegen den Kapitalismus? Durch eine erneute Chance für den Sozialismus („Hey, das war einfach bei den letzten Male nie richtiger Sozialismus“)? Alles falsch.

Fakt ist nämlich, dass sich durch das „kapitalistische Unrechtssystem“ das Durchschnittseinkommen eines Normalverdieners allein in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von 2497 auf 4839 Dollar praktisch verdoppelt hat (inflations- und kaufkraftbereinigt). Diese Entwicklung beruht entgegen dem gängigen Vorurteil jedoch nicht allein auf der Tatsache, dass die Einkommen in den Industriestaaten um ein Vielfaches gestiegen sind. Denn stiegen die Durchschnittseinkommen für das reichste Fünftel der Weltbevölkerung um 75%, von 8315 auf 14623 Dollar, verlief die Steigerung beim ärmsten Fünftel ebenfalls rasant. Hier erhöhte sich das Durchschnittseinkommen von 551 auf 1137 Dollar, also um mehr als die Hälfte. Weltweit konsumieren die Menschen heute mehr als doppelt so viel wie 1960. Die materielle Entwicklung ab der 1960er Jahre bis heute hat dazu geführt, dass weltweit über drei Milliarden Menschen von Armut befreit wurden. Das Entwicklungsprogramm der UNO stellte fest, dass die weltweite Armut in der zweiten Hälfte des 20. Jh. stärker als in den vergangenen 500 Jahren abgenommen hat. Eine einzigartige Entwicklung in der Geschichte. Die durchschnittliche Lebenserwartung in den Entwicklungsländern hat sich im selben Zeitraum ebenso mehr als verdoppelt. Zugleich hat sich die Zahl der Menschen, die an Hunger leiden, halbiert. Von fast 37% auf unter 18%. Hatten vor etwas mehr als einer Generation noch 90% der Landbevölkerung in den Entwicklungsländern keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, sind es heute weniger als 25%. Auch im Bereich der Schulbildung und der Demokratisierung gab es erhebliche Verbesserungen. Und man könnte ewig so weiter machen.

Ja, die Welt ist nach wie vor nicht perfekt und gut zu jedem, aber es zeigt, dass die sie nicht ganz so ungerecht ist, wie wir es oftmals empfinden und dass die meisten Dinge, die schief laufen, sicher nichts mit dem Kapitalismus zu tun haben. Dass es sogar der ach so böse Kapitalismus selbst ist, die Öffnung der Märkte, die in den letzten Jahren zu einer erheblichen Verbesserung der Lebensumstände ALLER Menschen geführt hat. Afrika als Kontinent bekommt nicht wegen des bösen Kapitalismus keinen Fuß auf den Boden und steht im internationalen Vergleich immer noch schlechter dar, als jede andere Weltregion. Es bekommt deshalb keinen Fuß auf den Boden, weil Afrikas Bevölkerung doppelt so schnell wächst, wie seine Wirtschaft. Weil es keine Geburtenkontrolle in Afrika gibt und das Thema in Bezug auf die Entwicklungshilfe nahezu vollkommen ausgeblendet wird, weil es „neokolonialistisch“ anmutet, kurz: Weil es nicht politisch korrekt ist. Tatsache ist jedoch, dass wir uns nicht zuletzt aufgrund der Flüchtlingsströme aus Afrika mit dem Thema befassen werden müssen. Denn auch wenn Dörte und Co. es nicht einsehen wollen: Nein, wir können nicht ganz Afrika retten, indem wir alle bei uns aufnehmen.

Man könnte das alles noch ewig weiter ausführen, aber es würde ohnehin nicht zu Dörte und ihren Freunden, die es sich im eigenen Schuldkomplex schon ordentlich bequem gemacht haben, durchdringen. Die Probleme wirklich angehen, sie benennen und lösen hat man ja auch gar nicht vor. Das könnte nämlich am eigenen Weltbild rütteln und tatsächlich so etwas wie Mut in der Auseinandersetzung mit anderen erfordern, die das linke Weltbild längst tief in die Mitte der Gesellschaft getragen haben. Lieber tanzt man in Hamburg stattdessen seinen Namen und lässt sich dafür von den Öffentlich-Rechtlichen feiern. Joachim Gauck würde sagen: „Ja, das ist mein Helldeutschland!“

Dabei bin ich übrigens auch ein bisschen Hippie. Ich bin auch für eine bessere Welt. Es ist nämlich kein Exklusivrecht der Linken, für diese zu sein. Der Unterschied besteht lediglich in den Ansichten darüber, wie man sie ermöglichen kann und ob man bereit ist, auch einmal schmerzlich die eigene Helfermoral zu hinterfragen, oder nicht. Ob es einem nur darum geht, sich selbst gut zu fühlen und auf der „richtigen“ Seite zu stehen, oder um wirkliche Lösungen.

Der Kapitalismus ist nicht das Problem. Er ist die Lösung. Überall wo er herrscht, gibt es mehr Wohlstand, mehr Bildung, mehr Demokratie und damit Freiheit. Das derzeit größte Risiko für den Frieden auf der Welt ist indes Afrikas Bevölkerungsexplosion und die Revitalisierung des radikalen Islams – nicht nur im Nahen Osten, sondern auch mitten unter uns.

Wie wäre es, wenn man einmal wirklich mutig ist und gegen diese Entwicklungen oder gar für den Kapitalismus auf die Straße geht? Wäre das nicht wirklich einmal Anti-Mainstream? All diese Demonstrationen, die über Facebook von Menschen organisiert worden, die vor ihren MacBooks und iPhones sitzen, belegen nur, wie gut dieses System funktioniert, gegen das sie eigentlich demonstrieren.“

Anabel Schunke können Sie regelmässig auf www.tichyseinblick.de lesen.