Zu den diskriminierenden Vorwürfen des Landesbischofs Bedford-Strohm bezüglich einer “rechtsradikalen AfD” schreibt die stellv. Vorsitzende der “Manfred-und-Ute-Schmidt- Sozialstiftung”, Frau Ute Schmidt:
An den
Landesbischof der Evang.-Luth. Kirche in Bayern
Herrn Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm
Befremden und Besorgnis über Ihre öffentlichen Äußerungen und Fehleinschätzungen – Offener Brief
Grüß Gott Herr Bedford-Strohm,
mehr als ins Grübeln versetzt haben mich neben vielen anderen Ihrer teilweise polemischen Äußerungen in der Öffentlichkeit die in der SZ vom 08.11.2015 folgende Ihnen zugerechneten Zitate auf der am vergangenen Mittwoch, den 11.11.2015 zu Ende gegangenen Synode unserer Kirche:
“Wenn Wortführer einer radikalisierten”Alternative für Deutschland” unverhohlen rechtsradikale Ressentiments schüren und in Pegida-Demonstrationen hasserfüllte Parolen skandiert werden, dann hat das mit einem lebendigen Diskurs, wie ihn die Demokratie braucht, nichts mehr zu tun.Wer in dieser schwierigen Situation Gift in die deutsche Gesellschaft streut, stellt sich gegen alles, was das Christentum in seinem Kern ausmacht”. (Hervorhebungen sind durch mich erfolgt).
Trotz ihrer dem Vernehmen nach derzeit ruhenden SPD-Mitgliedschaft haben Sie gerade auch mit dieser unerträglichen Polemik jegliche parteipolitische Neutralität vermissen lassen und sich in bedenklicher Weise der unsäglichen “Antifa-Wortwahl” angenähert.
Wer also hier “Gift streut”, mag jeder für sich selbst beurteilen ! Vom Sinne der Bibel, dem Buch der Bücher, scheinen Sie jedenfalls wenig beseelt zu sein.
Bei dieser Gelegenheit schließe ich mich der FAZ an, die Ihnen zu Recht – wie ich meine – vorwirft, gegen alle auszuteilen, die Ihr Verständnis von Willkommenskultur nicht teilen.
Als hoher Repräsentant unserer Kirche erwarte ich von Ihnen – auch als langjährige Kirchensteuerzahlerin in durchaus beträchtlicher Höhe – mehr Bibel-Konformität als Medien- und Publikumsgefälligkeit.
Als engagiertes AfD-Mitglied von fast Anfang an fühle ich mich von Ihnen durch solche unsachlichen und nicht belegten (“Roß und Reiter” ?) Äußerungen in der Öffentlichkeit diskriminiert. Die “Büchse der Pandora” zu öffnen, erscheint häufig nicht besonders klug.
Mir drängt sich eher der Verdacht auf, daß Sie sich ungeprüft die leider sehr einseitige “veröffentlichte” Meinung einer offensichtlich “linkem” Gedankengut sehr zugeneigten Presse zu eigen machen, vielleicht sogar gar nicht ungern ?
Vermutlich kennen Sie weder ein einziges Mitglied der AfD persönlich noch das – zunächst noch vorläufige – Programm. Sonst würden Sie in Ihre Überlegungen einbeziehen, daß sich die AfD in, hohem Maße dem Gemeinwohl verpflichtet fühlt und Politik mit Augenmaß und Sachverstand betreiben will, allerdings ohne Rücksicht auf egoistische Interessengruppen und deren unseligem Lobbyeinfluß.
Selbstverständlich können und dürfen wir als Christen nicht die Augen vor der Not in der Welt verschließen, dürfen dabei aber deutsche Interessen, einschließlich unserer finanziellen, räumlichen und gesellschaftspolitischen Möglichkeiten nicht aus den Augen verlieren.
Das aus meiner Sicht unumgängliche Gemeinwohl-Erfordernis versuche ich auch persönlich zu praktizieren, weshalb ich zusammen mit meinem Mann vor 16 Jahren aus eigenen Ersparnissen (ohne jegliche öffentliche Mittel !) mit damals zunächst 100.000 DM die “Manfred-und-Ute-Schmidt- Sozialstiftung” für Bürger der Gemeinde Vaterstetten in Not gegründet habe und mich dort seitdem als stellv. Stiftungsvorsitzende ehrenamtlich engagiere, insbesondere durch unsere Aktionen “Gemeinsam statt einsam” sowie die “Doppelzweck-Aktionen” zur Versorgung der “Vaterstettener Tafel” für Bedürftige mit hochwertigen Lebensmitteln aus der Region und der damit gleichzeitig verbundenen Förderung der heimischen bäuerlichen Landwirtschaft.
Es macht mich auch sehr betroffen, daß Sie und auch weite Kreise unserer Kirche beharrlich zu den Christenverfolgungen in Vorderasien und Afrika oder sonst wo ebenso schweigen wie zum Verbot der Errichtung von Kirchenbauten in diesen Ländern.
Das lateinische Sprichwort: “Qui tacet consentire videtur – Wer schweigt, scheint zuzustimmen” werden Sie schon für sich gelten lassen müssen.
Auch hört man – jeden falls nach meiner Wahrnehmung – nichts von Ihnen zu den verwerflichen Taten des “linken Mobs” in Deutschland, der sich sogar noch öffentlich rühmt, z.B. das Privatauto des AfD-Bundesvorstandsmitglieds, Beatrix von Storch, “abgefackelt” und AfD-Geschäftsstellen beschmiert und sogar “entglast” zu haben; leider ließen sich die Beispiele inzwischen schon fast beliebig fortsetzen.
Freilich glaube ich nicht, daß Sie dieses schändliche Treiben und Tun billigen, ich vermute, daß es Ihnen eher am persönlichen Mut zur “klaren Kante” fehlt. Unter der Feigheit der Amtskirche hatten unsere Vorfahren vor geraumer Zeit genug gelitten, das muß sich nicht auf andere Weise wiederholen.
Auch höre und lese ich fast nichts bis gar nichts von Ihnen zur allenthalben zu beobachtenden Raffsucht und dem übertriebenen Eigennutz unserer sog. Eliten in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Sport.
Die Ihnen sicherlich von Presse, Funk und Fernsehen bekannten zahlreichen Beispiele hier auch nur annähernd zu erwähnen, würde den Rahmen dieser E-Mail sprengen.
Ich will es dabei mit einem einzigen aktuellen Beispiel bewenden lassen: Was soll Ihr beredtes Schweigen zum VW-Betrugsskandal bei den Abgasnormen, die nicht nur unübersehbaren finanziellen Schaden hervorgerufen haben, sondern in besonderer Weise durch geradezu verbrecherische
Machenschaften die Gesundheit der Bürger in bedenklicher Weise beeinträchtigt haben.
Über das Entstehen eines immer stärker anschwillenden “Wut-Bürgertums” müssen Sie sich nun wirklich nicht wundern. Ohne Demonstrationen und Druck von der Straße geht halt leider überhaupt nichts.
Insgesamt würde ich es auch begrüßen, wenn Sie sich persönlich öfter den Bedürftigen in den Alters- und Pflegeheimen in unserem Lande liebevoll widmen würden, zumal der “Nächste” aus der Bibel ja wohl gerade auch geographisch zu sehen ist; jedenfalls wären Sie da wohl näher bei unserem Herrn Jesus.
Hingegen sind Ihre öffentlichen Auftritte bei “Lustbarkeiten” wie dem jährlichen “Starkbier-Anstich auf dem Nockherberg” und der “Fasenacht in Franken” durchaus entbehrlich; diese und andere Veranstaltungen bedürfen nicht der Anwesenheit kirchlicher Repräsentanten.
Ich hoffe, daß Sie sich mit meinen Anliegen auseinandersetzen und hoffe, nicht den Eindruck gewinnen zu müssen, Sie evtl. als “Fehlbesetzung” in diesen kirchlichen Positionen einschätzen zu müssen.
Aus der Kirche austreten werde ich voraussichtlich dennoch nicht, so lange mich mein Mann weiterhin davon überzeugt , daß man aus der Kirche des Herrn nicht wie aus einem x-beliebigen Verein austritt.
Freundliche Grüße
Ute Schmidt