Florett statt Säbel: Der Politische Aschermittwoch der AfD entwickelt sich zur guten Tradition
Mit viel Rückenwind aus Hamburg beging die Alternative für Deutschland ihren zweiten Politischen Aschermittwoch. „Wir sind im Westen angekommen!“ bejubelte Stephan Protschka den erstmaligen Einzug der AfD in ein westdeutsches Landesparlament. Der Bezirksvorsitzende von Niederbayern begrüßte die knapp 900 Besucher in Osterhofen zu einer politischen Veranstaltung, die sich von denen anderer Parteien deutlich unterschied. „Florett statt Säbel“ lautete die Devise beim Aschermittwoch der AfD. Daß es trotzdem nicht langweilig zuging, war am Applaus und Lachen des Publikums zu hören. Die Redner gingen hart mit der politischen Konkurrenz ins Gericht, wobei vor allem die Unionsparteien ihr Fett abbekamen.
Franz Wiese, Landtagsabgeordneter aus Brandenburg und gebürtiger Deggendorfer, rechnete mit der Energiewende ab, die den Bürgern außer steigenden Stromkosten nichts gebracht habe. Nach dem Reaktorunfall von Fukushima habe die Bundesregierung gezielt mit den Ängsten der Menschen gespielt und das Aus der Atomenergie beschlossen, obwohl „ein Tsunami in Landshut“ kaum zu befürchten sei.
Die Regensburgerin Verena Brüdigam, Mitglied des Bundesvorstands, kritisierte die anderen Parteien dafür, daß sie die absurden Auswüchse des Gender Mainstreamings propagierten anstatt sich um die echten Probleme zu kümmern, mit denen sich Frauen so plagen. Die Probleme Griechenlands werde die neue „Boygroup“ um Alexis Tsipras wohl nicht lösen, so Brüdigam: Griechenland ist „das Olivenfass ohne Boden.”
Höhepunkt der Veranstaltung war die Rede des Bundesvorsitzenden Bernd Lucke, der vor allem die CSU aufs Korn nahm. Dem bayerischen Ministerpräsidenten, „Crazy Horst“ Seehofer, warf er Verrat an den eigenen Positionen vor: „Beim Thema Zuwanderung und Integration tanzt die CSU einen bayerischen Sirtaki: Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück. Mal wettert sie gegen Sozialmißbrauch und ungesteuerte Zuwanderung, dann wieder gegen die AfD, die genau diese Mißstände anspricht.“
Zur Euro-Rettungspolitik meinte Lucke, mit neuen Transferzahlungen solle „zusammengehalten werden, was einfach nicht zusammen passt.“ Ein Schuldenschnitt mache daher nur Sinn, wenn Griechenland aus dem Euro ausscheide. „Alles andere ist Insolvenzverschleppung. Nur außerhalb des Euros haben die Griechen wieder eine echte Chance.“ Lucke rechnete vor, daß jeder Bundesbürger beim letzten Schuldenschnitt „rund 500 Euro oder umgerechnet 250 Ouzo“ verloren habe. Daher sei „der Abschieds-Ouzo vom Griechen an der Ecke zwar kostenlos“ gewesen. „Aber nicht umsonst.“
AfD-Landeschef André Wächter rief daher zur Großkundgebung auf, die am 28. März auf dem Münchner Marienplatz stattfinden soll. Motto: „Schluß mit der Eurorettung. Rote Karte für Draghi“. Wie Lucke knöpfte sich Wächter in erster Linie die CSU vor: „Die CSU schafft es gar nicht, so viele neue Versprechen – von der Asylpolitik bis zur PKW Maut – zu geben, wie sie alte Versprechen schon wieder kassiert.“ Auch wenn die CSU sich jetzt mit Vehemenz den Themen der AfD annimmt. Bei den Wählern wird diese Täuschung nicht ankommen. Durch den Linksdrall von Merkel und Co. stehe der AfD viel Raum zur politischen Entfaltung offen: „Die Sogwirkung der Altparteien nach links ist inzwischen so stark, da ist ab der Mitte so viel Platz, da wäre neben der AfD 2.0 (alias CSU) sogar noch Platz für eine weitere Volkspartei, der echten AfD.“
Fast schon zur Folklore bei AfD-Veranstaltungen gehört ein einsamer Demonstrant, der gegen die Familienpolitik der jungen Partei protestiert. „Die AfD hat den Kinderlosen den Krieg erklärt“ steht auf seinem selbstgemachten Plakat. Daher fordert er die Gründung einer Kinderlosen-Partei. Größere Proteste blieben aber aus. „Gott sei Dank blieb alles friedlich. Die Antifa hat sich nicht blicken lassen“, meint Stephan Protschka. „Es war eine rundum gelungene Veranstaltung. Nächstes Jahr kommen wir wieder nach Osterhofen. Dann ist der Politische Aschermittwoch der AfD fast schon Tradition.“