Beim Politischen Aschermittwoch der AfD in Bayern bejubeln rund 900 Gäste die deftigen Reden des FPÖ-Chefs und der Bundesvorsitzenden Petry
OSTERHOFEN (hk). Für die AfD-Bundesvorsitzende Frauke Petry war es eine Premiere, für den Chef der österreichischen FPÖ Heinz-Christian Strache dagegen schon langjährige Routine. Die beiden waren, neben Bayern-Chef Petr Bystron, die umjubelten Hauptredner beim Politischen Aschermittwoch 2017 im niederbayerischen Osterhofen. Mehr als 800 Gäste und 70 Pressevertreter aus Deutschland und Österreich waren in die Halle des Donaucenter Schubert gekommen, um bei Bier und Blasmusik die traditionell deftigen Abrechnungen mit dem politischen Gegner zu hören.
Nach dem feierlichen Einzug der Ehrengäste, sprang Petry spontan auf den Tisch und winkte den Beifall klatschenden Gästen mit ausgebreiteten Armen zu. Unübersehbar für alle war, dass sie wieder Mutterfreuden entgegensieht. Im Mai erwartet sie ihr fünftes Kind. Ihrem Elan und der politischen Energie scheint das nicht zu schaden.
Hemdsärmelig und lächelnd trat HC Strache ans Rednerpult und machte sich gleich über „dieses Kasperltheater“ mit der unter den Parteien abgesprochenen Bundespräsidentenwahl lustig und rief in den Saal: „Ihr habt es nicht verdient vom politischen Establishment in den Abgrund geführt zu werden.“ Weder „von den Brüsseler Diktatoren“, noch von der CSU, die „zwar verbal auf den Putz haut“, aber alle Fehlentscheidungen der CDU mittrage. Dazu Straches Warnung: „Die Schwarzen lügen die ganze Woche und am Sonntag gehen sie beichten.“
Strache attestierte SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz „gute Nehmerqualitäten“ – aber nur beim Geld, das er als EU-Bürokrat gescheffelt habe. Die EU werde von den etablierten Parteien „wie eine Ersatzreligion verehrt und jede Kritik daran wie Gotteslästerung empfunden“, schimpfte Strache. Dem Fernsehen bescheinigte er eine so schlechte journalistische Qualität, „dass man keine GEZ-Gebühren mehr bezahlen muss, denn da reichen schon die Müllgebühren.“ Tosender Applaus im Saal schlug ihm dafür ebenso entgegen, wie für seine Feststellung: „Lieber ein Haus im Grünen, als einen Grünen im Haus.“
Auch auf Wohnungsprobleme in Ballungsräumen machte er sich seinen eigenen Reim: „Willst Du eine soziale Wohnung haben, musst Du ein Kopftuch tragen.“ Strache verurteilte den „Faschismus des Islamismus“ und betonte, der Kölner Dom dürfe nicht eines Tages zur Moschee werden. Das islamische Symbol, den Halbmond, knöpfte er sich auch in der Rede vor und betonte mit Hinweis auf ein Gebäck: „Der ist nur als Vanille-Kipferl schön“. Die derzeitige „Völkerwanderung“ bezeichnete er als „gelebten Irrsinn“ und forderte ein Verbot sowohl des politischen Islam wie auch der Wahlkampfveranstaltungen von türkischen Politikern auf deutschem Boden. Frauke Petry rühmte er als kommende Bundeskanzlerin.
Die AfD-Bundessprecherin betonte in ihrer Rede, dass die AfD, im Gegensatz zu Behauptungen der politischen Gegner, sehr wohl Sinn für Humor habe. Andererseits würde jedoch Kanzlerin Angela Merkel mit ihren Äußerungen selbst des Öfteren unfreiwillige Komik liefern. Etwa, wenn sie als Mittel gegen Islamisierung zum Blockflöte spielen und Singen von Weihnachtsliedern ermuntere. Oder wenn Ex-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel mit der Begründung seine Ämter abgab, um angeblich mehr Zeit für die Familie zu haben. Gleichzeitig wechselte er aber auf den Posten des Außenministers, der bei den zahlreichen Auslandsreisen alles biete, aber garantiert keine Zeit für die Familie.
Martin Schulz bezeichnete Petry angesichts seiner EU-Gehalts- und Abrechnungsaffären als „Tagegeld-Erschleicher“. Ohne anwesend zu sein habe er über 100.000 Euro pro Jahr für Sitzungsgelder bezogen. Scharf kritisierte die AfD-Chefin die drei senkrecht aufgestellten Schrottbusse, die als Mahnmal neben die Dresdner Frauenkirche platziert wurden und an das Leiden der Bevölkerung in Syrien erinnern sollen. Gerade Deutschland, das so viele Syrer aufgenommen habe, brauche kein solches Mahnmal. Und erst recht nicht die Dresdener, die wegen der Bombardierung zum Ende des Zweiten Weltkriegs wüssten, was Zerstörung bedeute, erklärte Petry.
Der bayerische AfD-Vorsitzende Bystron nahm sich in seiner Aschermittwochs-Rede die CSU vor. Deren Chef Horst Seehofer betätige sich „als Pressesprecher der AfD“, weil er von ihr immer mehr Positionen übernehme und als eigene ausgebe. Aber die CSU sei nur eine kleine Regionalpartei, die bundesweit nicht einmal über die Fünfprozent-Hürde käme. Die AfD dagegen sei drittstärkste politische Kraft mit bundesweiter Bedeutung, hob er hervor. Bystron kritisierte die ungebremste Migration und kündigte nach der Bundestagswahl einen Untersuchungsausschuss an, der die Rechtsverstöße der jetzigen Bundesregierung aufdecken werde.
Er kritisierte, dass sich die Zahl der Hartz-IV-Bezieher aus Herkunftsländern von Asylbewerbern innerhalb eines Jahres verdoppelt habe. Andererseits seien allein in Bayern Zweidrittel der Frauen und ein Drittel aller Männer von Altersarmut betroffen, während jeder Asylbewerber monatlich zwischen 1.000 und 4.000 Euro für Unterbringung und Betreuung koste. „Diese soziale Ungerechtigkeit und die Masseneinwanderung empören die Bürger“, betonte Bystron. Hinzu komme noch die Angst vor islamistischem Terror wie in Würzburg, Ansbach und Berlin sowie vor steigender Kriminalität.